Freitag, 20. Januar 2012

Hierarchisch angeordnete Kommentare

Tschaka! Jetzt ist die Kommentarfunktion bei Blogger endlich nicht mehr auf "Bulletin Board"-Ansicht beschränkt, sondern es gibt die Möglichkeit, sie so einzurichten, daß es auch unterschiedliche Kommentarfäden gibt. Habe ich gleich mal entsprechend umgestellt. Damit kann man sich in Zukunft das blöde "@Hastenichgesehen" sparen. Tschaka!

Hallo! Wach!

Der sächselnde Priester (nach einer wahren Begebenheit):

"Aus dem heiligen Evangelium nach Morgoth..."

Sonntag, 15. Januar 2012

Filmische Enttäuschung

Nachdem ich es schon seit drei, vier Jahren vor hatte und die DVD auch schon seit zwei Monaten bei mir rumstand, habe ich jetzt endlich mal "The Exorcist" geguckt. Irgendwann während meiner Diss wurde mir bewußt, daß nicht nur ein Gutteil textlicher Inhalte des Metals aus Horrorfilmen stammt, sondern daß es auch eine ästhetische Verwandtschaft zwischen beidem gibt, die bis hin zur Wirkung auf den Zuhörer/Zuschauer geht. Das habe ich zwar damals nicht weiter vertieft, trotzdem wäre es mal spannend, der Frage nachzugehen, wie der Metal es mit musikalischen Mitteln schafft, eine ähnliche Wirkung hervorzurufen wie die Filme, die mit der Kombination aus Bildern und Tönen es wesentlich einfacher haben müßten, bestimmte Emotionen hervorzurufen.

Haben müßten. Während ich den Film gesehen habe, kam mir spontan ein Dialog aus Monty Pythons Spanish Inquisition-Sketch in den Sinn: "Is that really all it is?" -- "Yes, lord." -- "I see. I suppose we make it worse by shouting a lot." In der ersten halben Stunde -- das ist ein gutes Viertel des Films -- passiert so gut wie gar nichts. Sie ist reine Exposition und dafür viel zu lang geraten, zumal einiges von dort später keine Rolle mehr spielt, ich mich also gefragt habe, was mir diese Szenen eigentlich sagen sollten. Nach 23 Minuten kam immerhin mal ein Ouija-Bord vor, aber wie auch später -- mit Ausnahme des tatsächlichen Exorzismus am Ende des Films -- gibt es hier eine ganz kurze Andeutung, dann geht es im normalen Alltag weiter. Die kurzen Phasen, in denen die Besessenheit dargestellt wird, bestehen vor allem aus schreienden Frauen. Super. Ist wie im Blair Whitch Project: Ohne Ton (unfreiwillig) komisch, aber ganz sicher nicht ängstigend.

Es mag sein, daß der Film Anfang der 70er wirklich kraß war. Sprachlich bestimmt. Keine Ahnung, wie das auf Deutsch ist, auf Englisch ist in den Besessenheitsphasen großzügig geschätzt jedes zweite Wort ein "Four-Letter-Word". Nicht nur das mit "f", sondern gleich mehrere mit "c" und eines mit "s", die allesamt aus derselben subabdominalen Gegend stammen. Wie überhaupt die Besessenheit vor allem was mit Sexualität zu tun haben scheint.

Es ist zwar nicht ganz fair, einen neueren Film gegen einen älteren auszuspielen, nur weil ich ihn früher gesehen habe, trotzdem fand ich "The Ritual" besser als "The Exorcist". Obwohl die Parallelen (bis hin zu den Gründen der Entstehung und dem Aufbau auf einer realen Geschichte) unübersehbar sind, ist beim "Ritual" alles besser: Das Drehbuch, der Schnitt, die Spannung, die Darstellung der Besessenheit, ja, die ganze Story. Der "Exorzist" ist irgendwie komisch "objektiv", das heißt: Er bietet überhaupt keine Identifikationspersonen. Es ist nicht einmal klar, wer eigentlich die Hauptrolle hat. Die besessene Regan? Ihre Mutter? Father Karras? Aber warum heißt der Film dann "The Exorcist"? Der Exorzist ist vielmehr Father Merrin, der nur am Anfang und am Ende des Filmes vorkommt, für mich aber noch am ehesten zur Identifikationsfigur getaugt hätte -- wenn er denn mehr Anteil am Film gehabt hätte. Im wesentlichen ist er nur am Anfang auf seiner Ausgrabungsstätte zu sehen und am Ende beim Exorzismus. Ok, er hält damit tatsächlich den Film als ganzes zusammen, aber auch nur so weit, daß er nicht in Fragmente gesprengt wird.

Aber immerhin weiß ich jetzt, woher Marduk das "Fuck me, Jesus"-Motiv haben und daß der Anfang von Possesseds "The Exorcist" Mike Oldfields "Tubular Bells" ist, m.a.W.: Das einzige einprägsame musikalische Motiv im ganzen Film (also selbst die Musik ist allenfalls durchschnittlich). Warum der Film das Prädikat "besonders wertvoll" bekommen haben soll, ist mir ein Rätsel, genauso warum manch einer der Kommentatoren im Internet meint, wenn nicht dieser, welcher Film sollte dann FSK 18 sein. Ich gehe da eher mit dem in der Wikipedia zitierten Everson:
Man kann nicht bestreiten, dass "The Exorcist" ein Publikum wirklich mitreißt; und trotzdem ist es ein billiger und minderwertiger Film – häufig ungeheuer plump in seiner Unfähigkeit, auch nur glatte Szenenanschlüsse zustandezubringen [...]. Trotz all seines Hokuspokus gelingt es "The Exorcist" nicht, den Teufel fürchterlicher erscheinen zu lassen als die Vampirin in Carl Dreyers "Vampyr" [kenne ich zwar nicht, wird aber mit Sicherheit stimmen]. Es ist wohl ein Symptom für unsere wirre Zeit, daß die Leute in "The Exorcist" gerannt sind, um sich Angst machen zu lassen, weil sie schreien wollten, verschreckt und angeekelt wieder herauskommen, aber irgendwie doch stolz darauf, daß sie es ausgehalten haben.“

Jetzt hoffe ich, daß die Omen-Reihe besser ist. Oder ich gehe doch wieder zu meinen Zombies zurück. Die sind, wenn sie schon nicht bedrohlich wirken, wenigstens lustig.

Familiensonntag. Ein Fragment

Als ich heute in den Dom kam, war ich einen kurzen Moment lang erschreckt, wie leer es war. Ah, ok, dritter Sonntag im Monat, also Latein (im novus ordo, wohlgemerkt :-), da ist öfter mal nicht ganz so voll. In der Statio wurde ich dann von Regens Karlson aufgeklärt, daß "im deutschsprachigen Raum" schon seit langem der 2. Sonntag im Jahreskreis "Familiensonntag" sei (und der Seminar-Spiritual fügte in der Predigt noch hinzu: in keinem der heutigen Meßtexte gehe es auch nur annähernd um Familie; er hat dann doch die Lesungstexte darauf abgeklopft, was sie für das Familienleben zu sagen hätten, durchaus erfolgreich übrigens, schien mir aber trotzdem etwas weit hergeholt). Anlaß für einen zweiten Blick, der mich noch mehr erstaunte: Das Durschnittsalter lag bestimmt deutlich unter 50, eher sogar unter 40. Und so hätten wir auch wie in früheren Zeiten wieder ein Kindermeßbuch (mit den lateinischen Texten und deutschen Übersetzungen), damit wir die Messe in der Sprache der weltweiten Familie der Kirche feiern können (die spätere Überleitung zu den Vermeldung auf Latein ist mir leider, vor allem der Intonation wegen, unreproduzierbar). Ja, so gedeutet kann ich dann auch mit einem "Familiensonntag" leben :-)

Mittwoch, 11. Januar 2012

Google-Doodle für Seligen

Sowas, das heutige Google-Doodle ehrt Niels Stensen. Hätten sie noch seinen Gedenk- (oder wenigstens Todestag) statt seines Geburtstages gewählt, könnte man da ja glatt von Missionierung reden!!!111einself *d&r*

Dienstag, 10. Januar 2012

Inkompetenz

Bei meiner Auseinandersetzung mit dem Finanzamt habe ich mich zuletzt für die Erklärung "Inkompetenz" entschieden. Was ich erst jetzt mitbekommen habe: "Viele" Finanzämter und der Bundesfinanzhof haben die Inkompetenz bereits Ende November/Anfang Dezember selbst eingeräumt und der Politik den Schwarzen Peter zugeschoben. Die Steuergesetze seien für die Finanzämter nicht mehr verständlich/anwendbar. Da ist doch echt was faul im Staate "Bunte Republik".

Montag, 9. Januar 2012

Sitzen zum Gabengebet?

Seit ich regelmäßig in eine Messe gehe, in der man zum Gabengebet fast geschlossen sitzen bleibt, bin ich (wieder mal) auf der Suche nach einer nachvollziehbaren Begründung für diese Angewohnheit. Die einzige Erklärung, die ich dafür jemals bekommen habe, war: Um das nachfolgende Hochgebet hervorzuheben.

Die Begründung halte ich schlicht für Quatsch. Denn die Körperhaltungen in der Liturgie bringen nicht vornehmlich die Wichtigkeit eines liturgischen Elements zum Ausdruck (sonst dürften wir wohl kaum zu den Lesungen sitzen), sondern die körperliche ist Ausdruck einer inneren Haltung. Sitzen, so habe ich mal gelernt, drücke aufmerksames Zuhören aus. Entsprechend verstehe ich nicht, warum ich bei einem Gebet überhaupt aufmerksam zuhören anstatt mitbeten und speziell beim Gabengebet sitzen soll, wenn ich beim Tages- und Schlußgebet stehe.

Kann mir jemand eine sinnvolle liturgische/theologische Begründung nennen?

(Lange dachte ich, es handle sich um unreflektierte Praxis durch das Weglassen der Einleitung "Lasset uns beten", die zumindest für mich immer das Signal zum Aufstehen war [hier wird die Begründung, das hieße doch, daß vorher nicht gebetet worden sei, selbst dann nicht besser, wenn ich sie aus dem Mund des deutschen liturgiewissenschaftlichen Oberfuzzis höre]. Im konkreten Fall wird diese Einleitung aber gesprochen, "die" Leute bleiben trotzdem sitzen.)

Die große Bedrängnis

Freitag, 6. Januar 2012

Μάγοι

Als Kind war für mich die Welt noch einfach. Die heiligen drei Könige waren die heiligen drei Könige, Casper, Melchior und Balthasar mit Namen, einer davon schwarz. Krippenfiguren prägen. Daß im Matthäusevangelium weder ausdrücklich von drei Besuchern an der Krippe noch überhaupt von Königen die Rede ist, hat mich nie gestört. Irgendwann habe ich dann registriert, daß sie in der Einheitsübersetzung als Sterndeuter bezeichnet werden. Ok, hatten die Könige also ein Hobby, das sie auf die Spur von Weihnachten gebracht hat. Wie gesagt, für ein Kind ist die Welt noch einfach.

Im Religionsunterricht habe ich dann gelernt, all das in Frage zu stellen. Steht ja nicht in der Bibel. Zu Königen habe sie erst die Tradition gemacht, die Namen wurden auch einfach mal irgendwann erfunden, und daß ein Schwarzer darunter war, das gebe die Bibel mit ihrer Angabe "aus dem Osten" auch nicht so recht her. Ich kann mich leider nicht daran erinnern, daß dafür irgendwas Positives dagegen gesetzt wurde, also nach dem Niederreißen meines Kinderglaubens etwas Neues aufgebaut wurde. In der Folgezeit wurde mir Weihnachten immer fremder, der 6. Januar hatte nur noch Bedeutung als Ende der Weihnachtszeit (was er ja eigentlich gar nicht ist).

Im Studium erfuhr ich dann dank Griechischkenntnisse, daß die Sache nochmal deutlich komplizierter ist, denn da ist auch nicht einfach von Sterndeutern die Rede, sondern von Magiern. Die Deutungen derselben reich(t)en von Diasporajuden aus Babylon bis Zarathustrapriester. Bei ersteren besteht die berechtigte Frage, warum Diasporajuden a) sich mit Astrologie abgeben und b) nicht gleich auf die Idee kamen, nach Bethlehem zu ziehen (diese Frage wurde aber durch die Problemstellung schwer gemacht: Warum sollten Heiden sich für den Messias interessieren? *Kopf-->Tischkante*). Letztere Deutung hingegen ist auch unter Nichttheologen verbreitet, wird sogar als terminus technicus für eben jene Priester genannt.

Und so war es dann (ausgerechnet :-) ein ziemliches Urgestein der Historisch-Kritischen Exegese in der katholischen Theologie, der mir im Laufe der Zeit wieder einen Zugang zu den heiligen drei Königen und so indirekt auch zu Weihnachten eröffnet hat. Denn die Auslegung lief im wesentlichen darauf hinaus, daß die Magoi als Vertreter der Heiden an die Krippe kommen und Matthäus dadurch deutlich macht, daß Jesus von Anfang an auch der Retter für die Nicht-Juden war und mit ihm die Endzeit angebrochen ist. Ausgerechnet Matthäus, der für Judenchristen schrieb? Ja, gerade der, denn Mt 2 greift die jüdische Tradition der endzeitlichen Völkerwallfahrt zum Zion auf (vgl. v.a. Jes 60), die die christliche Tradition dann weiter ausgebaut hat.

Tjaha, und da schließt sich dann der Kreis -- was aber viel einfacher zu haben gewesen wäre mit einem nicht-destruktiven Religionsunterricht, der statt Bestehendes zu zerstören und eine tabula rasa zu hinterlassen auf dem Bestehenden aufgebaut hätte (was, nebenbei gesagt, eigentlich sowieso pädagogisch-didaktisches Grundlagenwissen ist oder sein sollte). Denn daß da einer der Könige schwarz ist, ist keineswegs willkürlich, sondern bezieht sich genau auf das Motiv der Völkerwallfahrt, wo weniger "von Osten" als von Seba und Saba und von Tarschisch die Rede ist. Seba/Saba, das heißt von Israel aus: aus dem Süden (vermutlich im heutigen Jemen, wobei die Königin von Saba eher aus Äthiopien gestammt haben dürfte; zur Zeit Jesu eher ein mythisches Reicht "irgendwo im Süden"). Tarschisch dürfte vermutlich in Spanien zu suchen sein. Zusammen mit des Matthäus Ortsangabe "von Osten her" ergibt sich also ein König aus dem Osten (Asien), einer aus dem Süden (Afrika) und einer aus dem Westen (Europa) als Repräsentanten der (Heiden-)Völker -- und das steht sogar alles so in der Bibel... Da war also die "kindische" Tradition näher an der historisch-kritischen Exegese als der ach so historisch-kritische Religionsunterricht.

Luxus

Im Lied "Luxus" von Grönemeyer heißt es, der Osten sei ausgezählt. Und obwohl viel an dem Text mittlerweile (wieder?) aktuell ist (und die Frage aufwirft, ob das vielleicht eher eine Generationenfrage als eine der politischen Ausrichtung ist...), ausgezählt ist der Osten ganz sicher nicht, oder wie soll man das heutige Meßangebot im Umkreis von 10 Minuten zu Fuß nennen:

7:00 Waisenhaus
7:30 St. Severi
8:00 St. Lorenz
9:00 St. Martini
11:00 Dom
12:00 St. Ursula
18:00 St. Crucis
18:00 Dom

Ok, es ist ein gebotener Feiertag, das sollte sich auch ein bißchen im Meßangebot wiederspiegeln, allerdings ist heute in Thüringen weder staatlicher Feiertag noch sind das alles nur für Epiphanie angesetzte Gottesdienste -- nur der Vormittagsgottesdienst im Dom ist eine Ausnahme (und daß die dortige Abendmesse ein Pontifikalamt ist). Ansonsten ist das der normale Freitags-Meß-Plan. Und das in der 8%-Diaspora. Wenn das kein Luxus ist!

(Und nein, die Messen sind nicht leer. Ganz im Gegenteil.)